Immer wieder diskutieren Menschen in Deutschland heftig und emotional die Frage, wie Gesellschaft und Politik mit unserer nationalsozialistischen Vergangenheit umgehen sollen. Da auch gegenwärtig in Deutschland und eben auch in Trier Rechtsradikale und Rechtspopulisten auftreten, die die Nazi-Barbarei relativieren oder leugnen, kann die Lösung unserer Meinung nach nicht darin bestehen, einen Schlussstrich unter dieses Kapitel unserer Geschichte zu ziehen.
Wir erinnern daher kontinuierlich an die Nazi-Verbrechen mit unseren Rundgängen „Gegen das Vergessen“. Wir verfolgen damit zwei wichtige Anliegen:
Nationalsozialistische Gewaltherrschaft hat auch ganz konkret in Trier stattgefunden. Lokale Geschichte kann dabei eher als allgemeine Geschichtsdarstellungen auf persönliche Schicksale eingehen. Dadurch kann diese Geschichte gerade für junge Menschen anschaulicher werden.
Für uns ist es eine Lehre aus der Zeit des Nationalsozialismus, dass wir gegen solche Bestrebungen frühzeitig angehen müssen. Heute ist die Zeit, gegen Übergriffe auf Migrant/innen und Geflüchtete aktiv zu werden. Warten wir nicht, bis die große Mehrheit durch die rechte Gewalt so eingeschüchtert ist, dass nur noch Einzelne den Mut haben, etwas gegen den Terror von rechts zu tun. Unser Engagement sollte sich aber auch gegen regierungsamtlichen und alltäglichen Rassismus und menschenverachtendes Handeln in der Mitte der Gesellschaft richten.
Erinnerung ist wichtig für das Selbstverständnis einer Gesellschaft. Darauf weist Elie Wiesel hin, der 1944 mit anderen Juden aus der ungarischen Stadt Sighet ins Konzentrationslager (KZ) deportiert wurde. Elie Wiesel besuchte zwanzig Jahre später seine Heimat. Er musste feststellen, dass die Menschen die Juden aus ihrem Gedächtnis getilgt hatten. Er schreibt:
„Ich war zornig über die Leute von Sighet (...), weder weil sie ihre Nachbarn von gestern vertrieben hatten, noch, weil sie sie verleugnet hatten. Wenn ich überhaupt zornig war, dann darüber, dass man sie vergessen hatte. So schnell, so vollständig (...) Die Juden sind nicht nur aus der Stadt vertrieben worden, sondern auch aus der Zeit."
Wir als Arbeitskreis „Trier im Nationalsozialismus" verstehen unsere antifaschistische Erinnerungsarbeit als wichtigen Beitrag für einen umfassenden Frieden, der mehr ist als die Abwesenheit von Krieg. Er umfasst sowohl Gewaltfreiheit, als auch Gerechtigkeit und Verwirklichung der Menschenrechte. Für diese Werte treten wir zusammen mit den anderen Arbeitskreisen und Aktiven in der Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. in Trier ein.
Im Dezember 2003 wurde in einem Wettbewerb die erste Fassung dieser Internetpräsentation vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz, gegen Extremismus und Gewalt" mit einem Preis ausgezeichnet.
Infoblatt: "Rundgänge gegen das Vergessen" (PDF)
Hitlerportrait an der Porta Nigra
(April 1938)
Hitler bei der Durchfahrt durch Trier
(Mai 1939)