Die katholische Kirche lehnte vor 1933 den Nationalsozialismus in vielen Punkten ab. Dennoch meinte ihre Führung nach der Machtergreifung Hitlers, sich der neuen Zeit teilweise anpassen zu müssen. So übertrug das Trierer Domkapitel bei der Heilig-Rock-Wallfahrt 1933 den Ordnungsdienst nicht der katholischen Jugend, sondern der SA. Im Vorfeld der Saarabstimmung 1935 entstand ein denkwürdiges Foto, das den Trierer Bischof Dr. Franz Rudolf Bornewasser mit diversen Nazigrößen beim Hitlergruß zeigt. Der halbherzige Hitlergruß des Bischofs illustriert sehr gut die zwiespältige Haltung der katholischen Kirche: Auf der einen Seite die deutliche Sympathie mit dem Antikommunismus der Nationalsozialisten und die pragmatische Anpassung, um die katholischen Institutionen vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu retten. Auf der anderen Seite die grundsätzliche Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie.
Doch diese Strategie nützte der katholischen Kirche nichts. Ab 1934 begann die NSDAP die katholischen Jugendverbände und ihre Mitglieder unter Druck zu setzen. Zuerst geschah dies durch Werbung, wie sie auf dem Banner in der Sternstraße (Foto) zu sehen ist. Einige Zeit später wurden verbliebene Mitglieder der katholischen Jugendverbände massiv attackiert. 1937 schließlich wurden die katholischen Jugendverbände ganz verboten, nachdem man vorher ihre Aktivitäten immer mehr auf den Kirchenraum beschränkt hatte.
"Ich war schon früh Mitglied der 'Katholischen Jugend‘ und erlebte die flammenden Reden, die Überredungskünste und Drohungen, der Hitlerjugend (HJ) beizutreten. Bald waren in unserer Klasse nur noch drei 'Abtrünnige‘: Peter Meyer, Klaus Steinbach und ich. Unser Lehrer hatte es immer noch nicht geschafft, uns zu überzeugen. Da nichts fruchtete, ging unser Lehrer zu anderen Methoden über, er änderte seine 'Überredungskünste‘: Morgen für Morgen folgte nun die gleiche Frage: 'Schuler, bist du jetzt Mitglied des Jungvolks (10-14jährige in der HJ)?‘ 'Nein, Herr G.!‘ 'Über die Bank!‘ Jeder wusste, was das bedeutete: Prügel mit dem Rohrstock. Meinen beiden Klassenkameraden ging es ebenso – und das wochenlang! Schließlich wurden meinem Vater, einem Postbeamten, Repressalien angekündigt, falls seine Söhne sich nicht umgehend der HJ anschlössen. So kam die Familie überein, dass ich meine Mitgliedschaft in der 'Katholischen Jugend‘ aufgeben sollte, und ich trat 'freiwillig‘ der Hitlerjugend bei".
(Auszug aus Zeitzeugengespräch mit der AGF).
Bischöfe Bornewasser, Sebastian, Gauleiter Bürckel, Reichsinnenminister Frick, Goebbels (1935)
NS-Propaganda vor dem Dom: "Deutsche Jungens und Mädels meidet die konfessionellen Jugendverbände"